von Wolfgang Scharmer
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19. Juli 2023
Bäckerwissen: Lange Teigführun Wer sich intensiv mit dem Backen befasst, stößt früher oderspäter auf Begrifflichkeiten wie ,,kalte Gare" oder ,,Langzeit-Führung" und es wird über deren Vorteile berichtet. Was versteht man darunter? Allgemein bedeutet es, Teige mitverringerter Hefemenge herzustellen und sie lange, meist kühl gelagert, gehen zu lassen. Dadurch haben diese viel Zeit, Geschmack zu entwickeln und Wasser zu speichern. Ihr erhalten ein intensiv schmeckendes Brot mit langer Frischhaltung. Ein positiver Nebeneffekt ist auch, dass Teige bequem vorbereitet werden können und Ihr euch am Backtag nur noch um Euren Ofen kümmern müsst. Bei einer Langzeitführung ist die Verarbeitungsdauer flexibel. Man kann bereits nach I2 Stunden mit der Verarbeitung beginnen oder den Teig erst später verwenden. Bis zu 24 Stunden sind kein Problem. Das Beste ist: Ihr können jedes Eurer Lieblingsrezepte mit langer Teigführung aufwerten. Ihr sollten dabei lediglich die Hefemenge sowie, wenn benötigt, die Sauerteigmenge reduzieren. Wie weit reduziert wird, hängt von der jeweiligen Umgebungstemperatur ab. Bei einer Teigführung im Kühlschrank bei ca. 5°C reicht es, wenn Ihr 7-9 g Hefe pro Kilogramm Mehl verwenden. Je hoher die Temperatur, desto weiter sollten Ihr die Hefemenge reduzieren. Wenn Euer Kühlschrank gut gefüllt ist und die Temperatur darin 7-8° C beträgt, können Ihr die Hefemenge auf 5-6 g pro Kilogramm Mehl reduzieren. Bei Lagerung in einem kühlen Kellerraum bei ca. 10-12° C können Ihr die Hefemenge noch weiter reduzieren. Hier reichen 2-3 g Hefe pro Kilogramm Mehl aus, Ihr werden merken, auch diese kleine Hefemenge reicht vollkommen aus, um einen schönen, lockeren Teig zu erhalten, Tipp: Verwendet beim ersten Versuch im Zweifel lieber etwas weniger Hefe. Solltet Ihr am nächsten Morgen feststellen dass der Teig noch etwas gehen musste, könnt Ihr ihn jederzeit noch etwas bei Raumtemperatur ruhen lassen. Beim nächsten Mal erhöht Ihr die Hefemenge einfach um 1 g pro Kilogramm Mehl _________________________________________________________________________________________________________________ Auch die Sauerteigmenge muss bei langer Teigführung verringert werden, da der Teig durch die lange Lagerung nachsäuert. Bei einem Roggenbrot beispielsweise sollte die Sauerteigmenge von 40-50 % auf 15-2O % verringert werden. Auch hier kann nach Geschmack variiert werden Wenn Ihr die Rezeptur angepasst haben, können Ihr dem Rezept wie gewohnt weiter folgen. Sobald der Teig gemacht ist, geben Ihr ihn in eine passende Teigwanne und stellen ihn kühl. Brötchen können Ihr wie gewohnt ausformen und dann zur Stückgare (nach dem Ausformen) kühl stellen. Am nächsten Tag können Ihr den Teig wie gewohnt weiterverarbeiten oder ausbacken. Ihr werden feststellen, dass Eure Gebäcke durch eine lange Teigführung länger frisch bleiben und durch das gute Verquellen der Teigbestandteile eine bessere Bekömmlichkeit entsteht. Die Gebäcke erhalten eine intensivere Krustenfarbe, eine elastischere Krume und vor allem einen ausgezeichneten und röschen Geschmack.